Die Wörter, die Dinge, der empfindende, handelnde Körper - dieses
unauflösbare Wechselspiel sollte aufmerksam betrachtet werden in einer
modernen Kultur in der zu viele unbedachte Wörter sich zwischen den Menschen
und seine Erfahrung schieben.
Doch können Ursula Radermachers Skulpturen in dieser Situation etwas ausrichten,
wenn sie denn überhaupt etwas ausrichten wollen? Immerhin, sie bringen ein
paar Fraglichkeiten in die allzu selbstverständlichen Denkwege.
Und zweifellos führen sie zu einem Punkt, an dem das Nachdenken und Verbalisieren
an seine Grenzen stößt.
Das ist der Punkt, an dem es einem Menschen gelingt, eine Zeit lang in der
Anschauung zu verweilen, in einem Zustand vor und hinter den Wörtern. Ganz
sicher sorgen Radermachers Skulpturen auch dafür, dass man im Raum hin und
her geht und in seiner Betrachtung immer wieder die Perspektive wechselt.
Und wächst daraus nicht unmerklich die Lust, den Prozess des Schauens für
eine Weile wichtiger zu nehmen als sein Ergebnis?
Ein paar genau akzentuierte Wörter, Farben und Formen, genügen, um Momente hervorzuholen, die man bereits vergessen hatte. Das ist ein Weg, auf dem wir zu uns selbst kommen.
(Auszug aus: Jürgen Kisters, "Die sanfte Spur der Fraglichkeit", Katalogtext zur Ausstellung in der Villa Merkel, Esslinger Kunstverein 2004)
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